Aus- und Einbau einer neuen Steuerkette bei der XR600R.
Da oft in diesem Forum die Frage nach dem Einbau einer neuen Steuerkette gestellt worden ist und ich dieses Procedere schon bei meiner und bei der meines Schwagers Maschine durchgeführt habe, möchte ich allen XR-Freunden hier berichten wie ich das durchgeführt habe.
Kurz zur der Steuerkette selbst etwas: Leider sind die Steuerketten gegenüber der XL600R um eine Laschenbreite aus Gewichtsgründen schwächer ausgeführt und damit nicht so haltbar wie diese. Speziell der Geländeeinsatz mit seinem scharfen Gaseinsatz und dem Zumachen strapazieren die Steuerkette ungemein und befördert sie vorzeitig in Aus.
Leider ist der Preis mit rund 75 Euro sehr gepfeffert für so ein kleines schmalbrüstiges Teil und ist leider nur über den Honda-Vertragshändler zu beziehen. Die Steuerkette der XL bekommt man auch für die Hälfte des Preises bei der Fa. Matthies, (Hamburg) und entspricht Qualitätsmäßig dem Orginal (wahrscheinlich selber Hersteller), aber weil die Kettenführung bei der XR zu schmal ist passt leider diese Kette nicht in unsere Maschine.
Ausbau der Kette:
1. Wie der Zylinderdeckel bei eingebauten Motor entfernt wird, habe ich in dem Thema Ein- und Ausbau des Zylinderkopfes beschrieben.
2. Anschließend baut man den Kettspanner wie folgt aus: Imbusschraube auf der Spannerwellelösen und herausschrauben. Mit einer Kneifzange außen an der Welle anfassen und diese dann durch Ziehen und gleichzeitigen Drehen herausziehen. Achtung! Diese Welle lässt sich nur in einer Richtung drehen. Dann als letztes den Spanner aus dem Kettenschacht herausziehen.
3. Die Kette kann jetzt von dem Nockenwellenkettenrad abgenommen werden und sollte mit einem Blumenbinddraht am Rahmen befestigt werden.
4. Jetzt den Kickstarter, den Fußbremshebel, rechte Fußrastenhalterung und den Motorschutzbügel demontieren, dies ist notwendig damit man den Kupplungsdeckel demontiert kriegt.
5. Vorsichtig die Maschine auf linke Seite legen, damit bei der Demontage des Deckels das Öl nicht auf die Erde rausläuft.
6. Kupplungsdeckel vorsichtig entfernen (Magnesium bricht wie Glas) und möglichst die Dichtung heile lassen (kostet mal eben ca. 13 Euro).
7. Anschließend die sechs Schrauben des Kupplungskorbes entfernen und den Deckel zusammen mit dem Drucklager und die Stahl/Reiblamellen abziehen.
8. Zahnrad der Ölpumpe abziehen und durch das Reinstecken eines stabilen Schlitzdrehers zwischen den Schrägzahnräder von Kurbeltrieb und Kupplung die Drehung des Kurbeltrieb blockieren. Jetzt kann man die große Mutter auf dem Kurbelwellenende lösen (nichts für Schwächlinge oder mit Billigwerkzeug)
9. Damit man die Zahnradkaskade und den Nocken für den Impulsgeber nach „oben“ abziehen kann, muß der Kupplungskorb gelöst und abgezogen werden. Dazu versucht man vorsichtig das Sicherungsblech der großen Mutter mit einen Splinttreiber aufzuweiten, damit sich die Mutter drehen kann. Mit einem selbstgebauten Werkzeug blockierte ich den Inneren Korb und damit ließ sich dann die Mutter lösen. Äußere und innerin Kupplungskorb abgezogen und damit war der Weg frei die Bauteile auf den Kurbelwellenstumpf abzuziehen. Somit ist der Weg frei, die Steuerkette vom unteren Ketterad abzuheben und dann nach unten aus dem Schacht zu ziehen.
Einbau der neuen Kette:
1. Kette durch den Schacht von unten einführen und unten über das Ketterad legen, dann die Kette oben straff mit dem Blumenbindedraht an dem Rahmen befestigen.
2. Die Zahnradkaskade auf dem Kurbelwellenstumpf und den Kupplungskorb wieder montieren und anschließend die Lamellen wieder einlegen und den Kupplungskorbdeckel befestigen. Zahnrad der Ölpumpe nicht vergessen sonst ist beim Anlaufen des Motors Schluß mit Lustig.
3. Da man schon mal den Deckel auf hat, lösen wir noch mal schnell das kleine Sieb vor der Ölpumpenansaugung und ziehen dieses vorsichtig heraus. Einmal säubern und wieder einbauen.
4. Beim Aufsetzen des Kupplungsdeckel sollte vorher geprüft werden, ob der kleine O-Ring um die Bohrung zum Ölfiltergehäuse da ist. Ein Tipp für Leute, die meinen mit Flüssigdichtmittel arbeiten zu müssen. Finger weg! Da die Dichtflächen hier zu schmal sind, wird zu viel Dichtmittel in das innere des Motors gedrückt und der Reste verstopfen das oben genannte Ölsieb.
5. Motorrad aufrichten und auf einen geeigneten Bock stellen und die beiden Schrauben auf dem Lichtmaschinendeckel lösen und abschrauben. Leider sind die Schrauben aus dem weichsten Alu gemacht und irgendwie sitzen diese Schrauben so fest das der Imbus dieser Schrauben ruckzuck hinüber ist, obwohl diese Schrauben wirklich nur handwarm angezogen wurden. Wahrscheinlich hat das Gewinde im Magnesium so eine raue Oberfläche, das die Schrauben bombenfest macht. Bevor ihr den Imbus ruiniert, solltet ihr lieber zu Hammer und Meisel greifen und die Schrauben damit lösen, denn wenn der Imbus erst ruiniert ist, kriegt ihr diese fucking Schrauben auch nicht wieder fest. Den Kinken vom Meisel kann man mit der Feile glatt machen, die neuen Schrauben kriegt man nur über den Hondahändler zu Freudehauspreisen.
6. So nun kommen wir zum schwierigen Teil. Mit einem 17er Ringschlüssel oder einer Nuß den Lima-Rotor soweit drehen, das die Marke neben dem Buchstaben T in einer Flucht mit der kleinen Aussparung im Gewinde der kleinen Imbuschraube ist. Der zweite Mann richtet das Kettenrad der Nockewelle so aus, da die beiden Makierungen parallel zur Dichtfläche des Zylinderkopfes sind. Bei unseren beiden Maschinen stimmten leider nicht beiden Marken genau übereinanderein und somit musste ich, damit ich die Steuerkette überhaupt drauf kriegte, die linke Marke etwas nach unten verschwinden lassen. Anschließend habe ich die Kette stramm gezogen und von der Spannerseite her auf die ersten vier/ fünf Zähne gelegt. Da die Kette im neuen Zustand recht kurz ist, will diese sich nicht einfach auf dem Kettenrad ablegen lassen. Deshalb muß man die Kette auf den ersten Zähnen festhalten während der zweite Mann an der 17er Lima-Schraube die Kurbelwelle so dreht, das die Kette von unten nachgeführt werden kann und damit weiter auf das Kettenrad abgelegt werden kann. Das schmerzt zwar, die neue Kette so brutal zu dehnen, aber es gibt keine andere Möglichkeit.
7. Wenn die Kette auf den Nockenwellenkettenrad liegt, den Motor einigen Umdrehungen drehen und die Stellung der Marken nochmals prüfen. Sollte die rechte Marke der Marke Nockenwellenrad im Gehäuse verschwinden, stimmen leider die Steuerzeiten nicht und der Motor dreht unwillig hoch, also alles noch mal und Stellung um eine Zahn nach hinten setzen, so das bei der anschließenden Prüfung die obere Marke mit dem Gehäuse fluchtet oder die Marke beim Spanner ein wenig im Gehäuse verschwindet, sollte beim Peilen über der Dichtkante aber noch zu sehen sein. Kettenspanner einbauen und den Rest der demontierten Teile wieder anbauen. Fertig.
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